Berührung in Zeiten von Corona

Nein, es ist noch nicht raus, wo uns Covid 19 noch hinführen wird und was es beispielsweise mit uns macht, wenn Kunst und Kultur weiterhin zu großen Teilen zum Erliegen kommen. Ja, auch die Wirtschaft hat gelitten und leidet. Aber jetzt, gerade jetzt bange ich um unsere Kulturkompetenzen.

Ich sitze nämlich im Zug und schaue in diese verhüllten Gesichter. Erwachsenengesichter, Frauengesichter, Kindergesichter, Männergesichter. Was geschieht mit Menschen, frage ich mich, wenn sie sich über längere Zeit nicht mehr ins Antlitz schauen, keine Umarmung mehr zulassen und sich auch nicht mehr durch ein gemeinsames freudiges oder Erlebnis aus dem Bereich der Kunst, Kultur und Bildung berühren lassen?

Ich habe keine Antwort, aber wir alle wissen, wie lebensnotwendig Berührung für uns Menschen ist. Lebensnotwendig – also ein Lebensmittel. Nicht nur die direkte, sondern auch die, die sich einfach ergibt, weil wir ein Erleben in einer kleineren oder größeren Menge miteinander teilen. Zum Beispiel bei einem Stones-Konzert. Gut, meine Generation. Soll auch nur ein Beispiel sein. Oder bei einem Kongress. Oder einer Tanzveranstaltung. Das kann nie und nimmer ein Bildschirm ermöglichen. Dieses erdige Gefühl Mensch zu sein. Ich bin dankbar, in einem Bereich wirken zu dürfen, bei dem es sich ganz gut per Livestream lehren und  austauschen  lässt. Aber wie ist das mit Konzerten, Museen, Festivals, Kongressen, Ausstellungen, Veranstaltungen unterschiedlicher Art?

Ich bleibe einfach erst einmal weiter kulturhungrig und umarmungswillig. Vielleicht gelingt es auch, hier oder da Künstlerinnen oder Künstler zu unterstützen. Und: apropos Umarmung! Wie wäre es mit einer Selbstumarmung! Ja, im Ernst! Umarme dich selbst. So oft wie möglich und so oft es dir gut tut. Arme vor deinem Körper verschränken, eine Hand auf die Schulter und die andere an die Seite. Wiege dich. Fühle dich. Solange du magst. Bewahre dein Bedürfnis nach Nähe, nach Berührung, nach Umarmungen bis wir uns wieder auf vielfältige Weise begegnen können.

Und vielleicht passt hierzu auch unser 4. Vortrag des Oster-Retreats. Thema:

Worauf es ankommt!
Verbundenheit erleben und unsere Menschlichkeit verantworten

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2 Kommentare zu „Berührung in Zeiten von Corona“

  1. Hallo Frau Kolk
    danke für Ihren Beitrag. Erst gestern in der S-Bahn ist mir das auch wieder aufgefallen, wieviel Distzanz durch diese Masken erstellt wird, weil man nicht weiß, ob der andere gerade lächelt oder mürrisch ist. Eine Frau hat mir – da ich auf meinem Mundschutz stehen habe: Schutz auch für Geflüchtete- dazu etwas freundliches gesagt, also sie hat sich darüber gefreut, aber viele andere reagieren gar nicht drauf. Auch ist mir gestern Nachmittag auf dem Bahnsteig und auch in der S-Bahn dauernd die Brille angelaufen, so dass es doppelt „unangenehm und leidvoll“ war. Viele liefen auch außerhalb der Läden mit Maske herum in Frankfurt, andere setzten die Maske erst am Bahnsteig auf als sie dazu aufgefordert wurden, was ich mittlerweile auch manchmal verstehen kann, weil es halt so unangenehm ist. Und ja hier in Frankfurt ist u.a. das Konzert des Hessischen Sinfonieorchesters und der HR Bigband an der EZB ausgefallen, das jährlich so viele Menschen erfreut. 🙁 . Wir wissen nicht, wie es weitergeht ja , wir können nur hoffen, dass es wieder aufwärts geht.
    Mit lieben Gruß
    Gabriele Völkel

    1. Liebe Gabi,
      Ganz lieben dank für deinen Kommentar. Und übrigens, das mit der angelaufenen Brille…ohje, das kenn ich auch. Überhaupt Mundschutz und Brille geschickt miteinander zu kombinieren.. Vermutlich werden wir da noch ne Weile mit zu tun haben und die Frage ist, wie wir uns ‚über die Masken hinaus‘ aufeinander beziehen können, wenn wir im Zug nebeneinander sitzen oder einander begegnen.
      Herzlichst Sylvia Kolk

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